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Saatgut leihen - Vielfalt ernten

Seit dem 19.2.2024 steht unsere Saatgutbibliothek wieder für Sie bereit.
Wir haben uns sehr gefreut, dass es in unserem ersten Saatgutjahr 2023 so gut geklappt hat. Von 200 entliehen Saatguttüten, kamen 120 Tüten zurück. Auch in diesem Jahr stehen wieder folgende Sorten bereit: Bohne, Erbse, Gartenmelde, Salat und Tomaten.

     

Nach der Ausleihe säen und pflegen Sie das Saatgut zu Hause, auf dem Balkon oder in ihrem Garten.
Ein Teil des Gemüses genießen sie selbst. Einige ausgereifte Samen ernten und trocknen Sie. Das getrocknete Saatgut bringen Sie zurück in die Bibliothek.

Was Sie brauchen?
Sie sollten Lust und Neugier mitbringen. Perfekt wären 2m² Platz im Garten oder ein Hochbeet. Die Pflege des Saatgutes braucht anfangs täglich, später weniger Zeit. Während dieser Zeit bekommen Sie gezielte Informationen über einen Newsletter von uns.

So funktioniert es

1. Ausleihen und Informieren

Sie suchen sich bei uns in der Stadtbibliothek Hans Fallada im Fachbereich (2.OG) maximal drei Saatguttüten aus. Damit gehen Sie zu den Kolleg*innen am Infotresen des Fachbereiches. Das Saatgut sowie ein sortenspezifisches Informationsblatt bekommen Sie dort ausgehändigt. Die Leihfrist beträgt bei uns max. 1 Jahr.

Newsletter Weitere Informationen rund um das Saatgut und Veranstaltungen zum Thema erhalten Sie regelmäßig von uns, wenn sie Ihre E-Mail Adresse dafür vormerken lassen.

2. Aussäen, pflegen, gießen
Säen Sie die Samen nach Anleitung aus und pflegen Sie die Pflanzen bis zur Samenreife. Einen Teil des Gemüses können Sie sobald es reif ist, selbst genießen.

3. Samen ernten
Für die Saatguternte sollten Sie drei bis fünf besonders schöne Pflanzen zum Beispiel mit einem roten Band markieren. Deren Samen sollen reif werden. Alle Salatpflanzen, die Blätter der Gartenmelde, Tomaten, Bohnen oder Erbsen können Sie naschen oder für die Küche ernten.

4. Saatgut zurückgeben
In die vorbereitete Saatguttüte füllen Sie bitte eine Portion des getrockneten Saatgutes, das sind ca. 25 Samen. Sie können auch gern weitere Tüten befüllen. Ihr neu gewonnenes Saatgut geben Sie gut beschriftet in der Stadtbibliothek ab. Für Ihre ggf. mehr als eine Saatguttüte übernehmen Sie bitte alle Informationen vom Etikett der ausgeliehenen Saatguttüte.

 

 

Hintergrund

Die Saatgutbibliothek ist auf Initiative des Fördervereins Stadtbibliothek Greifswald entstanden. Kooperationspartner ist der VEN e.V. - Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt. Der Verein stellt über das Projekt Saatgutleihen Saatgut und Informationsmaterial für Bibliotheken zur Verfügung https://www.saatgutleihen.de/

Seit 35 Jahren kümmert sich der VEN um den Erhalt der Nutzpflanzenvielfat. Gezüchtete Sortenvielfalt unserer Vorfahren bewahren, vermehren und weiterentwickeln – dafür steht der Verein. Dazu werden Saatgut, Wissen und Fertigkeiten bereitgestellt. Auch wenn das Saatgut und die Bildungsveranstaltungen nicht kostenlos sind, arbeiten die Mitglieder*innen des Vereins überwiegend ehrenamtlich.

Samenfestes Saatgut
Seit Beginn der Landwirtschaft wird selbstverständlich Saatgut von Pflanzen für die nächste Aussaat gewonnen. Geistige Eigentumsrechte und Hybridtechnik, die von der Saatgutindustrie genutzt werden, beschränken rechtlich und technisch die Saatgutvermehrung. Erst als Gegensatz zu Hybridpflanzen wurde ein Begriff für das Selbstverständliche erforderlich: „Samenfest“ sind Sorten, die -wie seit jeher- sortenrein weiter vermehrt werden können.

Ökologisch sinnvoll & notwendig
Der größte Teil der Nutzpflanzensorten ist durch die Industrialisierung der Landwirtschaft verloren gegangen. Die für diese Landwirtschaft gezüchteten Sorten sind genetisch möglichst gleichförmig. Sie brauchen Agrarchemie, um die versprochene Leistung zu erbringen. Samenfeste Sorten mit ihrer genetischen Vielfalt sind dagegen in der Lage, auf sich ändernde Umweltbedingungen und Stress wie Trockenheit zu reagieren und sich anzupassen, sie kommen ohne Agrarchemie aus. Vielfaltssorten werden durch traditionelle Kreuzung und Auslese ohne technische Eingriffe in Zelle oder Gene gezüchtet. Wir brauchen die gentechnikfreie Landwirtschaft auch, damit eine Kontaminierung des Saatguts ausgeschlossen bleibt.

Lebendige regionale Erhaltung
Die Mitglieder*innen des VEN vermehren Sorten in ihren Gärten („in situ“), wo die Sorten sich an viele Orte und Bedingungen anpassen können. Die Weitergabe von Wissen und Saatgut gehört zur lebendigen Erhaltung dazu. Die ebenfalls nötige Erhaltung in Genbanken („ex situ“) hat ein anderes Ziel: Langfristige Keimfähigkeit von kleinen Saatgutproben.

Erhaltungs- und Öffentlichkeitsarbeit
Die Mitglieder*innen des VEN betreiben eine gemeinsame Sortendatenbank und Website, führen Seminare und erstellen Publikationen. Der Verein legt besonderen Wert auf direkte Kontakte zwischen Saatgutanbietern und Interessierten. Dafür werden Veranstaltungen durchgeführt und eine gemeinsame Saatgutliste geführt.
Der VEN ist mit anderen ökologisch aktiven gesellschaftlichen Gruppen vernetzt und engagiert sich politisch.

Weitere Informationen unter nutzpflanzenvielfalt.de